| Veranstaltung: | Landesdelegiertenversammlung Neuwied, 23. November 2019 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 10. Verschiedenes |
| Antragsteller*in: | Julia Jawhari (KV Speyer) |
| Status: | Zurückgezogen (unsichtbar) |
| Angelegt: | 19.11.2019, 21:20 |
Für eine klimaschonende tierleidfreie gesunde Ernährung in Rheinland-Pfalz!
Antragstext
Unsere Ernährung findet vor dem Hintergrund ethischer Verantwortung,
klimarelevanter Fragen und gesundheitlicher Aspekte statt. Die heutige
industrielle Tierhaltung ist mit tierrechtlichen Aspekten nicht mehr vereinbar,
die Erzeugung tierischer Lebensmittel verursacht global mehr klimaschädliche
Emissionen als der gesamte Verkehrsbereich (inklusive Flug- und Schiffsverkehr)
und der hohe Konsum tierischer Produkte steht im Zusammenhang mit zahlreichen
Zivilisationskrankheiten.
Der im August veröffentlichte Sonderbericht des Weltklimarates (IPCC) zeigt,
dass mindestens 1/3 aller Treibhausgasemissionen auf das Ernährungssystem
zurückzuführen sind. Einige Expert*innen kommen sogar zu einer deutlich höheren
Einschätzung. Ohne Reduzierung des Konsums von Fleisch- und Milchprodukten ist
der Klimawandel nicht abzuschwächen, da die Klimabilanz der industriellen
Tierhaltung katastrophal ist.
Die industrielle Tierhaltung ist für die Nitratbelastung unseres Grundwassers
durch Überdüngung und die Verschmutzung unserer Böden verantwortlich und damit
für den zunehmenden Verlust von Biodiversität. Durch die Rodung von Wäldern und
die Trockenlegung von Feuchtgebieten für die Gewinnung von Weideland und Land
für den Futtermittelanbau werden ganze Ökosysteme zerstört. Es entstehen immer
monotonere Landschaften, in denen kaum wilde Tiere und Pflanzen leben. Von der
weltweit zur Verfügung stehenden landwirtschaftlichen Nutzfläche dient 80% der
Erzeugung tierischer Lebensmittel (70% Weideland und 10% Anbau von
Futtermittel), lediglich 20% dem Anbau von Pflanzen.
Aufgrund des hohen Einsatzes von Antibiotika in der industriellen Tierhaltung
entstehen resistente Keime, an denen in Deutschland im Jahr 2017 bereits 15.000
Menschen gestorben sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt inzwischen
vor einem „Post-Antibiotika-Zeitalter“.
Auch der extrem hohe Verbrauch von „virtuellem“ Wasser bei der Produktion
tierischer Nahrungsmittel ist angesichts der weltweiten Wasserknappheit sehr
kritisch zu betrachten.
Für 100 Kalorien an Nutzpflanzen ergeben sich durchschnittlich nur 17 bis 30
Kalorien Fleisch. Kalorien, die Menschen ernähren könnten, wird Tieren für die
Fleischgewinnung verfüttert. Diese enorme Ressourcenverschwendung ist in einen
direkten Zusammenhang mit dem Hunger in der Welt zu stellen.
Menschen in Rheinland-Pfalz, die sich klimaschonend tierleidfrei gesund ernähren
möchten, haben ein Recht darauf ernstgenommen zu werden und Unterstützung zu
erhalten. Attraktive, genussreiche Ernährungsangebote müssen entstehen.
Auf dem Bundesparteitag von BÜNDNIS 90 /DIE GRÜNEN in Bielefeld wurde der Antrag
V-40: Klimaziele ernst nehmen, Agrarwende ermöglichen: mehr Pflanzen auf unsere
Teller! am 16.11.19 mit nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung beschlossen.
Mit Landau, Speyer, Trier, Mainz und Koblenz haben in Rheinland-Pfalz fünf
Städte den Klimanotstand ausgerufen. Selbst mit radikalen Veränderungen im
Bereich Energie und Mobilität werden wir die Pariser Klimaziele verfehlen, wenn
wir nicht auch eine Ernährungswende vollziehen. Mehr und mehr Menschen zeigen
Offenheit und Interesse, ernähren sich immer häufiger ohne Fleisch und
pflanzenbasiert. Vegane Produkte werden vielfältiger und besser. Jetzt gilt es,
diese Bereitschaft zu nutzen, neue Anreize zu schaffen und vielfältige
Unterstützung zu leisten. Um die Klimakrise zu bekämpfen und einer notwendigen
Ernährungswende Priorität beim Klimaschutz einzuräumen, bekräftigt Rheinland-
Pfalz den Beschluss des Bundesparteitages (V-40) und setzt folgende Punkte auf
Landesebene um:
- Vollwertige vegane Angebote in allen öffentlichen Mensen und Kantinen
anbieten
- Speisepläne öffentlicher Mensen und Kantinen auf weniger Lebensmittel
tierischen
Ursprungs umstellen
- Das Programm „Rheinland-Pfalz isst besser“ stärker an klimarelevanten
Kriterien orientieren und Schul-Milch auf pflanzliche Alternativen
umstellen oder ganz einstellen
- Bio-vegane Landwirtschaft, die unsere ökologischen Ziele unterstützt,
fördern; regionale, rheinland-pfälzische Unternehmen, die pflanzliche
Produkte herstellen, fördern
- Umfassende, unabhängige Ernährungsbildung und Öffentlichkeitsarbeit
leisten und insbesondere über die Folgen der industriellen Tierhaltung und
die Vorteile pflanzlicher Ernährung informieren
- Die Ausbildung von Köch*innen anpassen, mit dem Ziel, der Zubereitung
pflanzlicher
Lebensmittel einen höheren Stellenwert zu geben und eine vegane
Kochausbildung zu ermöglichen
- Auf GRÜNEN-Veranstaltungen landesweit möglichst pflanzliche Ernährung und
das Catering / Essensangebot grundsätzlich vegetarisch und biologisch
ausrichten; dabei für jedes vegetarische Angebot auch eine vollwertige
vegane Alternative anbieten
Kerstin Bommersbach (KV Landau), Julia Jawhari (KV Speyer)
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