Veranstaltung: | Landesdelegiertenversammlung Neuwied, 23. November 2019 |
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Tagesordnungspunkt: | 9. Anträge |
Status: | Beschluss (vorläufig) |
Abstimmungsergebnis: | Ohne Gegenstimmen angenommen, bei drei Enthaltungen. |
Beschluss durch: | LDV in Neuwied |
Beschlossen am: | 23.11.2019 |
Eingereicht: | 25.11.2019, 16:58 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Individuelles Lernen stärken, Bildungsstandort Rheinland-Pfalz modernisieren: Schulische Bildung in der digitalen Welt vorantreiben
Beschlusstext
Bildung ist für uns Grüne mehr als nur eine fachliche Ausbildung, sie ist ein
Menschenrecht und damit ein lebenslanger Prozess, der die Menschen begleitet und
insbesondere im jungen Alter in ihrem kritischen Denken und überlegten Handeln
befähigt. Wir sehen schulische Bildung daher als zentralen Schlüssel für eine
gelingende Teilhabe in einer offenen, demokratischen und gerechten Gesellschaft.
Gleiche Bildungschancen sollen Türen öffnen, sodass jedes Kind sich selbst
verwirklichen kann, unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Geldbeutel der
Eltern.
Als Regierungspartei in Rheinland-Pfalz, wie auch als Verantwortliche in den
Kommunen machen wir uns für Bildungsgerechtigkeit und eine leistungsfähige
schulische Infrastruktur stark. Wir Grüne haben bereits im Landtagswahlprogramm
2016 eine Stärkung von Medienkompetenz und digitaler Infrastruktur gefordert und
dies auch im Koalitionsvertrag der aktuellen Legislaturperiode
niedergeschrieben.
Das Lernen mit Hilfe digitaler Geräte und Software ist schon seit langem in der
öffentlichen Debatte. Digitale Technologien haben die gesamte Gesellschaft und
so auch die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen erfasst. Intelligente
Softwarelösungen und mobile Endgeräte erleichtern Handlungen, wie das
Organisieren, Kommunizieren, Arbeiten und auch das Lernen.
Unsere Gesellschaft befindet sich in einer digitalen Transformation, in welcher
tagtäglich innovative Anwendungen des „Internets der Dinge“ Einzug in das
private und öffentliche Leben erhalten. Dabei erlebt unser Wirtschaftsmodell
eine grundlegende Veränderung, wodurch sich die Arbeitswelt grundlegend neu
organisieren wird und somit sowohl Chancen als auch Risiken entstehen. Uns ist
wichtig, dass jeder technologische Wandel sozial verträglich gestaltet wird:
Offene Fragen müssen von einer verantwortungsvollen Politik beantwortet werden.
Dabei ist es wichtig, Bedenken ernst zu nehmen und sich einer breiten
gesellschaftlichen Debatte zu stellen. Ziel muss es sein, dass im Hinblick auf
Kinder und Jugendliche der Nutzen der Digitalisierung einschließlich ihrer
potentiellen Gefahren identifiziert und abgewogen wird.
Wir sehen die Nutzung von Technologien in erster Linie als Möglichkeit zur
Erringung des gesellschaftlichen Fortschritts. Wir erkennen den Nutzen von
digitalen Bildungsmedien im Unterricht an und sprechen uns klar für ihre
Stärkung aus. Erfolgreiches Lernen mit Hilfe digitaler Medien braucht eine gute
technische Ausstattung und Infrastruktur, mit einer konzeptionellen Einbindung
in den Unterricht und kompetentem Lehrpersonal. Dabei ist es ungemein wichtig,
dass die Lehrkräfte den Sinn digitaler Bildung vermittelt bekommen und ihre
praktischen Anforderungen aus dem Schulalltag ernst genommen werden. Denn nur
wenn wir die Lehrkräfte im Prozess mitnehmen, wird digitale Bildung langfristig
einen Mehrwehrt erzielen. Unser Ziel ist es, dass wir Schüler*innen mit einem
kritisch-reflektierten Lernen mit digitalen Bildungsmedien an Technologien
heranführen sowie Lerninhalte einfacher und interaktiver, sofern didaktisch
sinnvoll, vermitteln wollen. Darum halten wir Grüne fest:
Der Einsatz digitaler Medien in Schulen…
...setzt grundlegende Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern voraus.
Erfolgreicher Einsatz digitaler Medien im Unterricht erfordert Schüler*innen mit
umfangreichen personalen, sozialen, methodischen und kognitiven
Basiskompetenzen. Nicht nur im Hinblick auf schulische Bildung, sondern auch auf
die Bedeutung des Lebenslangen Lernens müssen diese Kompetenzen schon früh,
sogar frühkindlich angebahnt werden. Beispiele für diese Kompetenzen sind:
Problemlösefähigkeit, Frustrationstoleranz, Empathie, Planungsfähigkeit,
Durchhaltevermögen, schlussfolgerndes Denken und Kritikfähigkeit.
...schafft neue Möglichkeiten zur praktischen Gestaltung eines gerechten
Bildungssystems.
In den Schulen begegnen uns immer mehr heterogene, inklusive Lerngruppen.
Dadurch steigt der Bedarf an differenzierenden Lernangeboten. Digitale Medien
können beispielsweise mit Lern-Software, die auf die bearbeiteten Aufgaben und
Ergebnisse reagiert, das individuelle Lern-Tempo begleiten und ein
eigenverantwortliches Lernen ermöglichen. Lehrkräfte können damit entlastet
werden und den Unterricht an anderer Stelle fokussierter und vielfältiger
gestalten. Digitale Medien können hier einem gerechten, inklusiven
Bildungssystem zum Gelingen verhelfen.
...hilft beim Erwerb von Kompetenzen zum sicheren, effizienten und
verantwortungsvollen Umgang mit digitaler Technik und vermittelt Methoden für
die Orientierung in einer digitalen Mediengesellschaft.
Die kompetente Anwendung digitaler Medien ist in unserer heutigen Gesellschaft
mittlerweile in sehr vielen Lebensbereichen unabdingbare Vorrausetzung zur
Bewältigung alltäglicher Herausforderungen geworden. Ob im Studium, in der
Ausbildung, im Beruf oder in der Freizeit - in allen Lebensbereichen begegnen
uns in unterschiedlicher Form digitale Technologien. Der Ausbau praktischer
Fähigkeiten, wie auch eine kritische Reflexion im Umgang mit digitalen Medien
macht Schüler*innen fit für die medial geprägte Gesellschaft. Hierbei geht es um
die Vermittlung von Kompetenzen zur Einordnung des persönlichen Gebrauchs sowie
des gesellschaftlichen Umgangs mit digitaler Technologie im Hinblick auf ihre
Benutzung aber auch auf Datenschutz und Datenethik.
...eröffnet durch vielfältige Medienangebote neue Chancen zum effizienteren und
reflektierten Erfassen von Lerninhalten und zurGestaltung modernen Unterrichts.
Lehrkräften stehen eine Vielzahl von Lehr- und Lernmitteln zur Gestaltung des
Unterrichts mit unterschiedlichem didaktischen Anspruch zur Verfügung. Digitale
Bildungsmedien machen durch Eigenschaften wie Aktualität, Multimedialität,
Interaktivität und Vernetzung Lerninhalte anschaulicher, einfacher zu vermitteln
und fördern damit Lernprozesse. Analoge wie digitale Lernmittel können für eine
vielfältigere Unterrichtsgestaltung kombiniert werden. Das Lernen kann dadurch
spannender und intensiver gestaltet werden. Die Klassenräume sollten über die
nötige Technik verfügen, aber bei der Ausstattung sollte größter Wert auf
Nachhaltigkeit gelegt werden.
...erleichtert Kommunikation und Organisation im Unterricht sowie die
administrative Arbeit der Lehrkräfte.
Lehrkräfte wie Schüler/-innen investieren viel Zeit für Organisation und
administrative Arbeit, beispielsweise um Stundenplan und Hausaufgabenplan zu
organisieren oder um Arbeitsmaterialien zu sichten und bereitzustellen. Über
interaktive Online-Lern-Plattformen können Lehrkräfte für Schüler/-innen zum
Beispiel Arbeitsmaterialen und Aufgabenstellungen mit wenigen Klicks
bereitstellen. Schülerinnen und Schüler können ihre Lernmaterialen,
Aufgabenstellungen und Organisationshilfen an einem Ort übersichtlich sammeln
und orts- wie zeitunabhängig darauf zugreifen, was ein eigenverantwortliches
Lernen fördert und auch der Inklusion Rechnung trägt.
Aufbauend auf das bestehende Landesprogramm „Medienkompetenz macht Schule“
fordern wir eine flächendeckende Umsetzung vor allem im technischen und
konzeptionellen Bereich.
Damit in der Schule der Zukunft alle von digitalen Medien profitieren können,
machen wir GRÜNE uns in Rheinland-Pfalz stark für:
eine Verstetigung finanzieller Zuwendung des Bundes an die Schulträger zur
Bereitstellung digitaler Lernangebote und Technischer Infrastruktur,
unabhängig bestehender Landesprogramme
Medienkompetenz in der Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte stärken.
Bereits im Studium muss der Umgang mit digitalen Medien implementiert
werden. Der Einsatz neuer Medien in der Ausbildung stellt einen
wesentlichen Gelingensfaktor dar, damit neue Medien didaktisch und
pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden können.
Fort- und Weiterbildungsangebote des Landes sollten zum nachhaltigen
Erwerb grundlegender und erweiterter Kompetenzen in den Bereichen
Medienkomp@ss, Medien und Recht, aber auch zum Erwerb qualifizierter
Zertifikate (z.B. Office-Kompetenzen über ICDL oder die Nutzung
interaktiver Präsentationsmedien) für die Lehrkräfte im Dienst ausgebaut
werden.
Glasfaseranschlüsse und WLAN-Netz ausbauen; die Verlegung von Glasfaser
bis zu den Schulgebäuden hat für uns als technische Voraussetzung für
digitale Bildungsmedien oberste Priorität. Ebenfalls soll im gesamten
Schulgebäude WLAN zur Verfügung stehen und jedes Klassenzimmer mit
temporär nutzbaren WLAN-Access-Points ausgeleuchtet sein
die Bereitstellung von festen Mail-Accounts für jede*n Schüler*in und
Lehrer*in
einen sicheren Umgang im Schulnetz: Die Art der Kommunikation zwischen
Schüler/-innen und Lehrer/-innen im Netz soll in einem jugendschutz-
rechtlich verankertenVerhaltenskodex festgehalten werden.
eine landesweit einheitliche und einfach anwendbare Online-Lern-Plattform
als Basis zur Bereitstellung digitaler Bildungsmedien wie zur
Kommunikation und Organisation zwischen Lehrkräften und Schüler/-innen.
- die ausreichende Bereitstellung digitaler Endgeräte in der Schule als Teil
der Ausstattung für Lehrer*innen- und Schüler*innen.
die Finanzierung einer Stelle eine*r technischen Assistent*in zum IT-
Management seitens des Landes für jede Schule ab mindestens 300 Schülern
und für kleinere Schulen in örtlich zusammenliegenden Verbünden.
die stärkere Verankerung inhaltlicher Komponenten von Medienkompetenz im
Lehrplan. Zum reflektierten Umgang mit neuen Medien sollen Lehrinhalte wie
Digitale Ethik, Medienöffentlichkeit und Datenschutz in die Lehrpläne
aufgenommen werden.
Mediengestaltung soll in alle Schulfächer integriert werden. Schüler*innen
sollen auch die Möglichkeit haben, eigene Medien zu produzieren, in
Verbindung mit Bürgermedien wie Digital Radio, Fernseher, Video
Produktion, Powerpoint, Schüler Webseiten, usw.
die Einführung eines separaten Faches „Grundlagen der Informatischen
Bildung“ zur Aneignung des technischen und inhaltlichen Umgangs mit
digitalen Medien und Programmenspätestens ab Klasse 6.
Begründung
erfolgt mündlich